Zwickau – Die sommerlichen Temperaturen steigen, doch für viele wohnungslose Menschen bedeutet Hitze keine Erleichterung, sondern eine gefährliche Herausforderung. Die Diakonie Westsachsen ruft deshalb aktuell verstärkt zu Spenden auf, um Bedürftige in der Region Zwickau zu unterstützen. Besonders gefragt sind Wasser, Kleidung und Hygieneartikel – Dinge, die Leben retten können.
Warum die Diakonie auch im Sommer um Hilfe bittet
Wohnungslosigkeit wird in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit Kälte, Schnee und winterlichen Notunterkünften assoziiert. Doch gerade die heißen Monate bringen andere, nicht weniger gravierende Probleme mit sich. Hitzestress, Dehydrierung, mangelnder Zugang zu Hygiene oder Schattenplätzen sind tägliche Gefahren für Menschen ohne festen Wohnsitz.
„Der Sommer wird oft unterschätzt. Bei Hitze fehle es häufig an Wechselkleidung und genügend Flüssigkeit“, erklärt Katrin Wolf, Leiterin der Wohnungsnotfallhilfe in Zwickau. Lydia Richter, Sprecherin der Diakonie Westsachsen, ergänzt: „Es geht nicht nur darum, Obdachlose vor Kälte zu schützen – sondern auch vor Überhitzung, Sonnenbrand und sozialer Isolation.“
Die aktuelle Situation in Zwickau
Im Landkreis Zwickau sind derzeit rund 600 Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen oder akut bedroht – Tendenz steigend. Die Diakonie registrierte allein im Jahr 2022 über 715 Beratungsfälle in ihren Einrichtungen. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen, denn viele Betroffene leben verdeckt – etwa bei Freunden, in Autos oder auf der Straße ohne Anmeldung.
Um diesen Menschen zu helfen, setzt die Diakonie auf ganzjährige Angebote – vom Tagesaufenthalt bis zur ambulanten Beratung. Der Sommeraufruf soll nun gezielt jene Lücken schließen, die sich im Alltag auftun: Wasserflaschen, Sonnencreme, leichte Kleidung und Hygieneartikel wie Unterwäsche werden dringend benötigt.
Was kann ich im Sommer wohnungslosen Menschen in Zwickau spenden?
Die Diakonie Westsachsen hat eine klare Liste formuliert, was aktuell am dringendsten gebraucht wird. Dabei gilt: Besonders Unterwäsche sollte nur als Neuware gespendet werden. Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird, unterliegt hygienischen Standards.
Dringend benötigte Spenden im Überblick:
- Neue Unterwäsche für Männer und Frauen
- Jogginghosen und Pyjamas
- Badeschlappen in den Größen 40 bis 44
- Wasserflaschen (0,5 Liter, am besten in Mehrweg oder PET)
- Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor
„Diese Spenden helfen uns, akut Notsituationen zu überbrücken und gleichzeitig ein Stück Würde zurückzugeben“, so Katrin Wolf.
Wo kann ich in Zwickau Spenden für obdachlose Menschen abgeben?
Die zentrale Anlaufstelle ist der Tagestreff der Diakonie in der Römerstraße 11. Die Einrichtung ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, am Wochenende bis 13 Uhr. Dort können Spenden persönlich abgegeben werden – gerne nach vorheriger Rücksprache mit den Mitarbeitenden.
Der Tagestreff dient nicht nur als Spendenannahme, sondern auch als geschützter Raum für Bedürftige. Hier erhalten sie eine warme Mahlzeit, die Möglichkeit zu duschen, ihre Wäsche zu waschen oder einfach in Ruhe zu verweilen. Auch kreative Angebote wie eine Fahrrad- und Holzwerkstatt stehen zur Verfügung.
Wie hilft die Wohnungsnotfallhilfe in Zwickau konkret den Bedürftigen?
Die Arbeit der Diakonie Westsachsen ist vielfältig und geht weit über das bloße Bereitstellen von Notunterkünften hinaus. Neben dem Tagestreff gibt es ambulante Beratungsstellen in Werdau, Glauchau und Zwickau selbst. Sozialarbeiter begleiten die Betroffenen auf ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben, helfen bei Anträgen, Wohnungssuche, Arztbesuchen und bieten psychosoziale Unterstützung.
Ein besonderes Angebot ist das Übergangswohnen. Es richtet sich an Menschen, die bereits erste Schritte aus der Wohnungslosigkeit heraus geschafft haben, aber noch intensive Begleitung brauchen. In betreuten Wohneinheiten können sie ihre Alltagskompetenzen wieder aufbauen – mit dem Ziel einer dauerhaften Reintegration in den regulären Wohnungsmarkt.
Warum steigt die Zahl der Wohnungslosen in Sachsen?
Die steigenden Zahlen in Sachsen – allein 4.535 registrierte Betroffene im Jahr 2024 – spiegeln ein bundesweites Problem wider: Wohnraummangel, steigende Mieten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und ein Rückgang von Sozialwohnungen führen dazu, dass immer mehr Menschen durch das soziale Raster fallen.
Besonders häufig betroffen sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen oder sozialen Brüchen in der Biografie. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband leben rund 65 Prozent der Wohnungslosen seit über einem Jahr ohne festen Wohnsitz. Viele dieser Menschen haben keinen Zugang zu geregelten Unterstützungsstrukturen und leben in verdeckter Wohnungslosigkeit.
Wie sicher ist es, privat Kleidung oder Wasser zu geben – was sollte man beachten?
Private Spenden sind ausdrücklich erwünscht – doch es gibt einige Hinweise zu beachten. Besonders bei sensiblen Artikeln wie Unterwäsche gilt: Nur Neuware bitte. Auch Wasser sollte in versiegelten Flaschen gespendet werden. Bei Unsicherheiten empfiehlt die Diakonie, vorab telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufzunehmen. So kann sichergestellt werden, dass die Spenden dem tatsächlichen Bedarf entsprechen.
„Wir erleben oft, dass Menschen mit gutem Willen spenden, aber nicht immer das Richtige bringen“, erklärt Lydia Richter. „Deshalb freuen wir uns über gezielte Spenden – damit wir zielgerichtet helfen können.“
Der Blick über Zwickau hinaus: Was andere Städte vormachen
Auch in anderen Städten sind Hilfsorganisationen aktiv, um Wohnungslosen über die Sommermonate zu helfen. In Berlin etwa fahren mobile „Hitze-Busse“ durch die Stadt, um Wasser, Sonnencreme und Kleidung zu verteilen. Die Berliner Stadtmission bietet darüber hinaus Schattenplätze mit Wassersprühnebel, medizinische Betreuung und mobile Duscheinheiten an.
Diese Beispiele zeigen, dass kreative, niedrigschwellige Angebote nicht nur möglich, sondern dringend notwendig sind. Sie dienen als Vorbild für kleinere Städte wie Zwickau, die mit begrenzten Ressourcen ähnliche Wirkung erzielen möchten.
Digitale Hilfsbereitschaft: Die Rolle sozialer Medien
Eine neue Dimension gewinnt die Hilfe über Facebook & Co. Die Wohnungsnotfallhilfe Zwickau ruft dort aktiv zu Spenden auf und richtet sich direkt an Follower, Ladenbesitzer und potenzielle Unterstützerinnen. Diese Form der Kommunikation schafft Nähe, Transparenz – und kann helfen, lokale Spenderkreise zu mobilisieren.
Ein Beispiel: „Liebe Ladenbesitzerinnen und Follower, wir betreuen obdach- und wohnungslose Menschen in der Stadt Zwickau sowie im Landkreis“, heißt es in einem aktuellen Facebook-Post. Die Resonanz ist hoch, das Engagement der Community wächst. Doch es fehlt bislang an systematischer Rückmeldung – etwa, wie viele Spenden schon eingegangen sind oder wie sie verteilt wurden.
Welche Fragen stellen sich Betroffene und Unterstützer immer wieder?
Im Zusammenhang mit dem Spendenaufruf ergeben sich immer wieder konkrete Fragen, die auch über Google häufig gestellt werden. Eine Auswahl zeigt die wichtigsten Aspekte:
- Was passiert mit meinen Spenden?
Die gespendeten Artikel werden zentral in der Römerstraße angenommen, sortiert, zwischengelagert und an Bedürftige ausgegeben – entweder im Tagestreff oder über ambulante Dienste. - Kann ich mich ehrenamtlich engagieren?
Ja, die Diakonie freut sich über helfende Hände – besonders bei Sortierarbeiten, der Ausgabe oder der Begleitung von Menschen im Alltag. Interessierte können sich direkt an die Wohnungsnotfallhilfe wenden. - Wie kann ich als Unternehmen helfen?
Firmen können Sachspenden bereitstellen, Räume zur Verfügung stellen oder Mitarbeitende für Social Days freistellen. Auch Geldspenden sind willkommen.
So kann nachhaltige Hilfe gelingen
Der Spendenaufruf der Diakonie Westsachsen zeigt: Hilfe endet nicht mit dem Winter. Auch bei 30 Grad im Schatten sind wohnungslose Menschen gefährdet – nur anders. Zwickau geht mit gutem Beispiel voran und ruft Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Organisationen dazu auf, mit kleinen Gesten Großes zu bewirken.
Ob eine Wasserflasche, ein Paar Badeschlappen oder ein frisches T-Shirt – all das kann den Unterschied machen. Wer helfen möchte, muss kein Sozialarbeiter sein. Manchmal reicht es, hinzuschauen – und nicht wegzusehen.